Aus dem Tagebuch eines Mannschaftsführers…
Völlig unbeschwert konnten wir diesmal in Berenbostel antreten und gewannen recht souverän. Doch drehen wir wieder die Uhr um ein paar Tage zurück. Leider hatte Friedmar den Wettkampf abgesagt. So musste ich wieder zwei Spieler aus der zweiten Mannschaft rekrutieren. Also sich wieder mit Olli zusammensetzen und diskutieren. Es wurde verhandelt wie auf einem türkischen Basar, schließlich wollte die zweite Mannschaft auch noch aufsteigen. 😉 Zum Schluss fiel meine Wahl auf Igor und Matthias.
Am Vorabend hatte ich mir wohl etwas eingefangen und eine Entzündung in der Nasen-/Wangengegend raubte mir den Schlaf. So quälte ich mich morgens aus dem Bett, holte Igor ab und fuhr zum Treffpunkt. Langsam trudelten meine Mitspieler ein. Einigermaßen pünktlich fuhr der Autokorso los: ich holte Adrian ab, während die anderen direkt zum Spiellokal fuhren. 10 Minuten vor Turnierbeginn waren wir dann am Spielort, alle Mitspieler hatten den Weg gefunden. Wunderbar – so waren wir vollständig. Nach einer kurzen Begrüßung konnte der Wettkampf pünktlich beginnen.
Die Aufstellung lautete:
SV Berenbostel – Hamelner SV
1. Kopmann, Rene – Bode, Wilfried
2. Schlingensiepen, Christian – Renner, Kai
3. Kalkofen, Siegfried – David, Adrian
4. Sill, Thomas – van Son, Lutz
5. Szenetra, Werner – Schmidt, Dennis
6. Dr. Müller-Dehn, Christian – Kaiser, Gerhard
7. Dittmann, Marco – Belov, Igor
8. Dr. Zoch, Werner – Schubert, Matthias
Nominell waren wir tatsächlich an 6 Bretten schwächer besetzt. Das erste Mal in dieser Schachsaison. Also das alte Oberliga-Gefühl kehrte zurück. Doch wie sage ich immer: „DWZ-Zahlen spielen kein Schach.“ So sollte dieser spannende Wettkampf beginnen.
Im Spiel der beiden „Kranken“ verbrauchte mein Gegner in der Eröffnung schon sehr viel Zeit und bot mir ein doppelten Bauerngewinn an. Doch das erschien mir nicht koscher und ich wählte eine andere Fortsetzung und bot gleich mal Remis an. Da mein Gegner von Zahnschmerzen gepeinigt wurde, einigte man sich schnell auf die Punkteteilung. Immerhin ein halber Punkt nach einer schlimmen Nacht, damit hatte ich vorher nicht unbedingt gerechnet.
0,5:0,5
Mit Matthias spielte ein weiterer meiner alten Padawan-Schüler in dieser Saison für die erste Mannschaft. Mit einer interessanten Eröffnungswahl konnte Matthias recht schnell eine ausgeglichene Stellung erreichen. Beide Könige rochierten auf unterschiedlichen Flügel, während Matthias sein Läuferpaar gegen die Springer tauschte. Also „alte van Son-Schule“. 🙂 Nachdem sein Gegenüber einige schlechte Bauernzüge eingestreut hatte, wurde die Figurenstellung von Matthias immer besser. Nach einer taktischen Ungenauigkeit gewann Matthias durch einen Springerzug die Leichtfigur. Fein gespielt und recht locker gewonnen. So mag ich das.
1,5:0,5
Nach 3 Stunden hatten wir aus zwei Schwarzpartien 1,5 Punkte geholt. Das sah doch schon mal ganz gut aus. Wilfried und Dennis hatte schon recht ordentliche Stellungen auf dem Brett. Igor , Adrian und Kai standen ordentlich bis leicht besser. Nur bei Gerhard war ich mir nicht sicher, da waren noch alle drei Ergebnisse möglich.
Kai hatte wieder eine altbekannte Stellung auf dem Brett. Angriff und Gegenangriff wogen immer hin und her. Nach einem Generalabtausch entstand ein Damenendspiel mit leicht schlechterer Bauernstruktur für Kai. Doch die Remisbreite war einfach zu groß und da kein weiterer Gewinnversuch von beiden Seiten gestartet wurde, einigte man sich folgerichtig auf Remis.
2,0:1,0.
Eine typische Igor Stellung entstand nach der Eröffnungsphase. Es ging wieder drunter und drüber. Da konnte man lange Zeit nicht sicher sein, wer eigentlich besser stand. Sein Kontrahent erhöhte die Schlagzahl und opferte Material. Die Bauern vor Igors König verschwanden, doch seine Nerven und Verteidigung hielten. Als der Pulverdampf verraucht war, stand einfach ein Mehr-Turm auf seiner Seite und der Gegner gab auf.
3,0:1,0
Gerhard hatte sich diesmal eine sehr aggressive Eröffnungswahl ausgesucht. Die Könige rochierten auf unterschiedlichen Seiten und der Bauernsturm begann. Auch hier waren alle drei Ergebnisse möglich gewesen. Als es dann darum ging seinen Springer passiv in die Verteidigung oder aktiv in die gegnerische Seite zu stellen wählte Gerd wohl die falsche Wahl. Ein böser Angriffs-Taifun zertrümmerte seine Verteidigungsstellung und auch der letzte Lauf des Königs wurde jäh unterbrochen. Das war der Anschlusspunkt für die Gastgeber.
3,0:2,0
Adrian kam recht gut aus der Eröffnung und konnte strategischen Druck auf die gegnerische Stellung aufbauen. Als dann noch sein Turm auf die 7. Reihe eindrang wurden zwei Bauern abgefischt und in ein gewonnenes Leichtfigurenendspiel abgewickelt. Das schaute sich sein Gegner ein paar Züge an, bis er doch keine Chance mehr sah und aufgab.
4,0:2,0
Gut, ein 4:4 hatten wir schon mal, da sollte noch ein weiterer halber Punkt aus den beiden Partien drin sein. Ein kurzer Blick und schon war klar, dass wir diesen Wettkampf gewinnen. Wilfried’s stand deutlich besser und konnte nicht mehr verlieren und Dennis hatte ein minimal besseres Endspiel auf dem Brett.
Zu Wilfried’s Partie kann man diesmal viel schreiben. Beide Seiten versuchten seinen Gegner in die gewünschte Stellung hinein zu locken. Das gelang Wilfried zum Schluss am Besten und eine extrem gute Angriffsstellung entstand. Es erinnerte mich an die Bundesligapartie Bayern München gegen den HSV. Es war ein Spiel auf ein Tor und auch der Bus, der vor dem Tor geparkt wurde, half wenig. Die erste Angriffswelle beendete Willi mit einem Bauerngewinn, da war vermutlich mehr drin gewesen. Doch das entstandene Endspiel erwies sich bei weitem nicht so einfach als angenommen. Sein Gegenüber konnte eine Leichtfigur abtauschen und den Bauern zurückgewinnen. Allerdings hatte Wilfried eine neue Idee und bildete sich einen Freibauern. Da machte es nichts, dass er noch einen Bauern ins Geschäft steckte. Der Freibauer lief schon auf e7 und stand kurz davor sich zu verwandeln. Doch eine Unaufmerksamkeit und der gegnerische Turm schlug den e7-Bauern raus. Nun musste sich der Hamelner entscheiden, welches Endspiel er nehmen würde. Turm + Läufer + 2 Bauern vs. Turm 3 Bauern oder doch lieber Turm + 2 Bauern vs. Springer 3 Bauern. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass er die zweite Variante nehmen sollte. Allerdings nahm Willi den Springer und es war tatsächlich ein Fehler. Fritz (und auch ich) haben es genau gesehen. Doch sein Gegenüber wählte die falsche Fortsetzung und statt doch noch das Remis zu bekommen entstand ein gewonnenes Endspiel für uns. Das ließ sich Willi nicht mehr nehmen. Diesmal musste Wilfried tatsächlich mehrfach die Partie gewinnen.
5,0:2,0
Dennis hatte eine gute Eröffnungswahl getroffen und diesmal auch relativ wenig Zeit verbraucht. In der strategisch anspruchsvollen Stellung wurden die Damen getauscht. Nun konnten seine Bauern im Zentrum vorgehen und weiteren Raum gewinnen. Vor der ersten Zeitkontrolle wurde die Stellung geöffnet und einer seiner Türme drang in die gegnerische Stellung ein. Als es zur entscheidenden Stellung kam, opferte Dennis unnötigerweise die Qualität für zwei Bauern. Doch genau da lag der Fehler in seiner Berechnung. Es konnten sich keine Freibauern bilden und so konnte sein Gegner einen Bauern am Damenflügel abfischen. Hier gab es noch eine gute Gelegenheit im Zentrum durchzubrechen und einen Freibauern zu bilden. Als Dennis diese Chance nicht wahr nahm, opferte sein Kontrahent die Qualität zurück und es entstand ein Turmendspiel mit einem Minusbauern für Dennis. Vermutlich war noch alles in der Remisbreite, doch einige ungenaue Turmzüge ließen die Stellung schnell kippen und Dennis musste zum Schluss doch noch aufgeben. Schade – das war nicht unbedingt nötig gewesen.
5,0:3,0
Nun ja, wir hatten gewonnen und haben nun tatsächlich noch eine 2% Aufstiegschance. Dazu muss nur Wolfsburg verlieren, SF Hannover mindestens Remis spielen….. ach ja und wir müssen natürlich auch noch die letzte Partie gewinnen. Gehen wir mal davon aus, dass wir nächstes Jahr in der gleichen Liga spielen.
Danke mal wieder für den schönen Bericht, Lutz. Ich habe meine entscheidende Stellung eingefügt. Das Turmendspiel konnte ich leider noch nicht ausführlich behandeln. Habe mich leider gegen 36. d6 entschieden und wollte die Stellung ruhig ausspielen. Aber dennoch bin ich bis dato mit der Partie sehr zufrieden gewesen.